Diese Woche geht es um das Buch „Mach, was Du willst“ (2016), dass ich in den letzten Tagen ziemlich schnell verschlungen habe.
Es ist ein Selbsthilfebuch, ja, bitte nicht so schnell mit den Augen rollen.
Design Thinking
Denn der Twist liegt darin, dass mit Bill Burnett einer der Autoren der Direktor des Designprogramms der Stanford University ist und an der renommierten d.school Design Thinking lehrt. Viele Beispiele, aber auch eingeflochtene Studien erhöhen die Glaubwürdigkeit der Thesen. Worüber?
Nicht nur für jetzige Arbeitnehmer:inen
Wie die Design Thinking-Prinzipien auch beim Suchprozess nach einer guten Arbeit unterstützen können. Ein für mich wichtiges Thema, schließlich hängt dieses Damoklesschwert auch schon über viele Studierende, welche bei unseren Hilfswerft-Camps die Welt des Social Entrepreneurships kennenlernen.
Wir erinnern uns: Design Thinking ist ein Prozess, in dem der Mensch im Mittelpunkt entsteht. Durch ein frühes Kennenlernen der Bedürfnisse können passgenauere Ideen entwickelt und als Prototypen schnell getestet werden.
Life Design
Auch beim Life Design geht es darum, sich erst einmal selbst kennenzulernen und die Sicht auf Arbeit und das restliche Leben zu erfassen. Ziel soll die Kohärenz zwischen Sein, Glauben und Tun sein, ein harmonisches Zueinander der beiden Bereiche.
Wenn Du schon in einem Arbeitsverhältnis beschäftigt bist, können tägliche Beobachtungen, wann eine Aufgabe einem Energie und Engagement gebracht hat, dabei helfen, eine neue Richtung einzuschlagen.
Mit diesen Erkenntnissen gewappnet, suchen wir mit dem guten alten Brainstorming und Mindmaps nach Möglichkeiten, die positiven Erfahrungen weiterzuspinnen und kreative Stellenbeschreibungen zu schaffen, welche Spaß machen und anderen Nutzen bringt. Kurator für eine Social Innovation Virtual Reality Experience – here we come!
Odysee-Pläne
Durch die Aufforderung zum Verrücktdenken können dabei natürlich Beispiele entstehen, die erst einmal unrealistisch erscheinen. Macht nichts, dient auch erst einmal nur dem Aufwärem. Bei den Odyssee-Plänen denken wir vom Status Quo und stellen uns die nächsten 5 Jahre vor. Einmal die Fortschreibung, wenn alles so weiter geht wie bisher. Dann die zweitbeste Alternative und die dritte Variante bleibt dem Träumen fernab von Geld oder Reputation als begrenzende Faktoren vorbehalten.
Prototypen
Dabei werden zweifelsohne Umsetzungsfragen aufkommen, welche im nächsten Schritt mithilfe von Gesprächen und kleinen Erfahrungen beantwortet werden sollen. Denn anders als der perfekt ausbuchstabierte Plan geht es beim Life Design um Prototypen. Kleine Schritte, welche schnell gegangen werden können, um neue Erkenntnisse zu generieren. Dazu könnte auch das Scheitern so mancher Lebensvorstellung gehören, doch dieses vermeintliche Scheitern ist dann auch nur eine weitere Erkenntnis auf dem Weg zur glücklichen Arbeit.
Weniger Auswahl bitte!
Bei der Priorisierung der Prototypen kann es auch zu Entscheidungskonflikten kommen. Die Autoren empfehlen, die Optionsvielfalt daher drastisch herunterzuschrauben und einfach einmal loszulegen. Natürlich darf dabei auch die Nennung des berühmten Marmeladen-Experiment nicht fehlen: Zwar liebt das Gehirn, viele Optionen bei Geschmacksrichtungen zu haben. Gekauft wird jedoch mehr, wenn die Auswahl beschränkt bleibt.
Wichtig dabei ist das Loslassen der vernachlässigten Optionen, in dem wir uns auf die nächsten Schritte fokussieren und sie erst einmal diszipliniert nicht ständig hinterfragen. Wenn wir uns darauf konzentrieren, das richtige Entscheiden zu lernen und wir uns freimachen vom Druck der richtigen Entscheidung, finden wir auch schneller zur Zufriedenheit.
Blickwinkel ändern
Zwei Aspekte werden in dem Buch immer wieder hervorgehoben: Die Bedeutung des „Reframing“, also den Bedeutungsrahmen oder die Perspektive auf eine Herausforderung so zu ändern, das ein konstruktiver Umgang damit möglich ist. In den vorangegangen Abschnitten wurde das schon beim Schreiben oder beim Entscheiden praktiziert. Schön fand ich auch das Reframen der Überzeugung, dass es Glück ist, alles zu haben, wenn wir das Glück doch auch haben könnten, wenn wir loslassen, was wir nicht brauchen. (Jetzt bitte keine „Das muss man sich auch erst einmal leisten können“-Debatte…).
Wir bestreiten das Leben nicht allein
Der zweite wesentliche Punkt ist, dass das Life Design nie allein passieren sollte. Es ist Gemeinschaftsarbeit mit Unterstützer:innen, Mitstreiter:innen, Vertrauten und einem Team, das mentorenhaft zuhört, Fragen stellt und Wichtiges von Unwichtigem trennt. Und ja, sogar Du als Person, die das gerade liest, ist automatisch Teil meiner erweiterten Gemeinschaft geworden. Daher schreibe gerne Deine Gedanken zum Buch in die Kommentare und teile mit, inwiefern Du bisher auf Mentor:innen zurückgegriffen hast und wie Du sie „gefunden“ hast.
Mehr mit den Regeln spielen
Das Buch hat mich jedenfalls gut inspiriert, um einige Methoden sowohl persönlich als auch bei der Bildungsarbeit auszuprobieren. Wenn finanzielle Zwänge vorhanden sind, werden die Prototypen jedoch relativ schnell eingeschränkt werden müssen. Umso erfrischender war daher die Umdeutung, dass auch schon Gespräche erste kleine Prototypen sein können.
Schließen möchte ich mit der vorgestellten und von James P. Carse geprägten Unterscheidung zwischen endlichen und unendlichen Spielen. Zufällig wird dies gerade auch von Simon Sinek wieder aufzuwärmen scheint. Dabei können wir nach den Regeln spielen, um „endlich“ zu gewinnen oder „unendlich“ mit den Regeln spielen, aus Freude am Spiel.
Lasst uns also auch nächste Woche wieder mehr Freude am Spiel haben!