Wuppertaler Stadthalle als Veranstaltungshalle des G-Forum 2017Der Abend des ersten Tags des G-Forum 2017 verbrachte ich nicht am Galadinner-Tisch, sodass ich nicht live mitbekam, was es leckeres zu essen gab und wer den Sustainable- und Social Entrepreneurship Research Award 2017 erhalten hatte. Jetzt beim Schreiben hätte ich wohl mal lieber nachfragen sollen, denn online habe ich den Preisträger oder die Preisträgerin auch fast eine Woche nach Bekanntgabe nicht ausfindig machen können. Schade, dass weder FGF noch eine der Beteiligten Stifterinnen hierzu anscheinend keine Pressemitteilung rausgehauen hat.

Stattdessen hier die vier Papervorstellungen, die ich vom zweiten Tag des G-Forum 2017 kurz vorstellen möchte:

Arne Bergfeld, Eva Lutz, Barbara Scheck: Social franchising: A transitional solution for scaling up social entrepreneurial organizations?

Bergfeld G-Forum 2017Das Franchising-Konzept kennt man vor allem aus dem Fast Food-Bereich. Doch kann es als Social Franchise auch dazu beitragen, Social Enterprises zum Wachsen zu bringen. Denn wenn der Aktionsbereich immer nur auf einen kleinteiligen Bereich übertragbar ist, können Franchisenehmer Idee und Umsetzung lizenzieren und an einen weiteren Ort bringen. Das Paper hat verschiedene Faktoren der Ausgestaltung von solchen Franchise-Konzepten und ihre Wirkung anhand bestehender Vorbilder untersucht. So kann beispielsweise für den Grad der Standardisierung oder die Höhe an Lizenzgebühren ausgesagt werden, dass ihre Erhöhung bis zu einem gewissen Punkt oder Reife des Franchises Wachstum bringen. Schießt es jedoch darüber hinaus, verlangsamt es das Wachstum wiederum.

Charlott Menke: Entrepreneurial stereotypes and their effect on commercial and social startup intentions

Menke G-Forum 2017In diesem Fall wurde untersucht, wie Vorurteile über UnternehmerInnen deren Intention beeinflusst, ein Social Startup zu gründen. Dazu wurde ein Stereo Content Model verwendet, in dem Menschen mit ähnlichen Eigenschaften anhand von (charakterliche) Wärme und Kompetenz eingeordnet wurden. Implikationen einer ersten Umfrage lassen darauf schließen, dass Unterstützungsprogramme noch besser auf die Zielgruppe und ihre Charakteristika zugeschnitten werden sollten. Frauen und nachhaltigkeitsorientierte Menschen haben eine erwartbar größere Intention, ein Social Startup zu gründen. Charlott Menke sorgte übrigens für den einzigen Moment mit Würze bei den Papervorstellungen des G-Forum 2017, zumindest den ich beobachten durfte. Sie kritisierte ein anderes Paper in ihrem Slot konstruktiv, aber konsequent und brachte dadurch die Diskussion fast zu einem wissenschaftlichen und dadurch höchstens rhetorischen Schlagabtausch.

Elena Mostovova & Maren Borkert: Bricoleur or constructionist? An empirical typology of small businesses for the social good

Mostovova G-Forum 2017Zahra kategorisierte Social Entrepreneure je nach Wirkungsgrad in Bricoleure (lokal), Constructionists (größere Reichweite) und Social Engineers (z.B. Grameen). Die Wissenschaftlerinnen haben nun getestet, inwiefern diese Typen auf die deutsche Social Startup-Szene zutreffen. Demnach gäbe es überhaupt kein Engineer, jedoch 19 % Bricoleure und 39 % Constructionists. Der Rest bezieht sich laut den Forscherinnen auf eine Mischform (Intermediates) von beiden Kategorien und bewegt sich auf eine der beiden anderen Gruppen zu.

Kathrin Bischoff: Stakeholder support for sustainable entrepreneurship –A comparative study of sustainable entrepreneurial ecosystems

Bischoff G-Forum 2017In dieser Studie wurden die Gründungsökosysteme in Wuppertal und Graz verglichen. Dabei wurden auch die Rahmenbedingungen konventioneller und nachhaltiger Unterstützungen nebeneinander gestellt. Per Fragebogen konnten die Aktiven vor Ort ihre Einschätzung zu ihrem Ökosystem geben. Die Daten wurden noch nicht alle ausgewertet, aber es ist ein erster Aufschlag, die Sustainable Entrepreneurship- und die Entrepreneurial Ecosystem-Forschung aus der Perspektive der Stakeholdertheorie zu untersuchen. Dahinter steht für mich auch die relevante Frage, was denn nun ein erfolgreiches Ökosystem ausmacht und ob der lokale Kontext den Vergleich verzerrt.

Mehr Farbe bitte

Zuletzt noch ein Paar Überlegungen, die mir beim Nachdenken darüber kamen, was ich am Event geändert hätte. Das fällt nicht leicht, da ich mich nicht unbedingt zur wissenschaftlichen Community gehörig fühle, also kein Insider bin. Nur weil ich denke, dass ein effektiverer Austausch untereinander möglich gewesen wäre, heißt es nicht, dass es ihn nicht gab. Nur dann eben ohne mich. Schließlich werden sich die TeilnehmerInnen schon besser kennen. Mir ist aber schon aufgefallen, dass es beim Mittagessen auch einige Leute gab, die sich über einen Kontakt gefreut hätten. Vielleicht wäre auch eine Suche-/Biete-Leinwand spanennd?

Apropos Mittagessen: Wenn das Thema schon Nachhaltigkeit ist, sollte es Standard sein, zu wissen was man isst. Damit ist natürlich nicht die allgemeine Beschriftung gemeint, sondern was für eine Qualität in diesem Fall Hackfleisch oder Lachs hatten. Von einem rein vegetarischen Angebot möchte in diesem eher konservativen Kontext erst gar nicht sprechen.

Als wesentlicheren Punkt erachte ich mehr Mut zu anderen Formaten. Die reine Papervorstellung ist wenig abwechslungsreich, auch in den Praxistracks wurde das Publikum nicht unbedingt eingezogen. Die Fragerunden gegen Ende sind erst ein Anfang. Ich fände es auch einmal spannend, eine Kernthese oder das Konferenzmotto in den Raum zu stellen und per Fish-Bowl-Diskussion oder Kreativitätsmethoden darüber zu reden bzw. zu Ergebnissen zu kommen. Auch „Frag mich Alles“-Runden, beispielsweise mit den Keynote-SpeakerInnen wären interessant.

Vielleicht kommen solche Vorschläge auch dabei heraus, wenn man die TeilnehmerInnen um eine Evaluation bittet. Das kann dann auch erst systematisch im Nachgang per Mail geschehen. So könnten Zufriedenheitswerte abgefragt werden und die OrganisatorInnen des G-Forum 2017 ein Zeichen setzen, dass ihnen die Meinung der TeilnehmerInnen wichtig ist.

Zuletzt bleibt noch der Wunsch: Mehr Kommunikation! Nicht nur im Sinne des Veranstalters FGF sollte doch auch nach außen hin gezeigt werden, was bei der G-Forum 2017 Konferenz los ist und war. Dass am Ende ein paar wissenschaftliche Veröffentlichungen entstehen ist klar. Aber will man nicht auch der breiten Masse zeigen, wieso so eine Veranstaltung Relevanz hat? Gerade in der Live-Kommunikation und in der audio-visuellen Welt sehe ich starkes Potenzial.

Dennoch war die Konferenz eine interessante Erfahrung für mich in einer schönen Location und mit Input, dessen Fülle ich selbst eine Woche später noch nicht ganz überblickt habe.

G-Forum 2017 – Mein völlig subjektiver Nachbericht (2/2)

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