[puamella] CC BY-SA 2.0
Auf der Suche nach neuen Podcast-Perlen bin ich heute bei ‚Level up! Der Podcast für Querdenker und Visionäre‘ gelandet. Ein ansprechender Titel, also mal reinhören was Johannes Ungerer und Lukas Mankow Schönes erzählen. Binnen weniger Minuten steigt Unbehagen in mir auf. Nach der ersten Folge tendiere ich leider schon wieder dazu, den Kanal zu deabonnieren. Im Prinzip geht es bei den ‚Visionen‘ die ganze Zeit darum, mit etwas namens FBA ordentlich Geld zu scheffeln.

FBA steht für Fulfillment by Amazon und bedeutet im Grunde nichts Anderes, als Produkte über Amazon zu verkaufen, wobei die Lagerung und der Versand vom Internetriesen übernommen werden. Das hat den Vorteil, dass sich der Verkäufer auf wichtige Dinge wie die Produktfindung und das Marketing konzentrieren können und Amazon auch für einen gewissen Traffic sorgt. Amazon zweigt hierfür wiederum etwas vom Umsatz ab. Das klingt nach einem Nischenthema, wird jedoch aus meiner Sicht zu einem immer größeren Trendthema. Junge Erwachsene wie Lukas Mankow erhalten in ihren Top-Youtube-Videos wie z.B. „In 2 Monaten zum ersten Amazon FBA Produkt“ über 21.000 Views. Andere Jungspunde sind etwas Fritz Recknagel oder Philipp Bolender.

Im Grunde genommen ist daran ja nichts Verwerfliches zu finden. Ist doch ganz cool, dass junge Leute versuchen, sich ihr eigenes Geschäft aufzubauen. Dabei lernen sie etwas darüber, wie Wirtschaften funktioniert, werden selbstständiger und bleiben auf dem legalen Pfad. Da kann man sogar auch etwas neidisch werden. Wenn dann im Podcast darüber gesprochen wird, dass man dieses Jahr auf einen Gewinn von 10.000 € pro Monat (!) verzichtet, damit der Umsatz bald siebenstellig wird, zieht man schon beinahe den Hut für diese wirtschaftliche Perspektive.

Neue Pfade auspropieren?

Aber werden hier nicht genau die Züge des Wirtschaftens gelehrt, welche den Preisdruck und die große Gier nach mehr Geld am Leben erhält? Steckt da außer einem stabilen persönlichen Einkommen mehr dahinter, als Lieferanten auf Alibaba zu finden, für billig Geld nach Deutschland versenden, branden und dann damit Amazon Deutschland zu überfluten? Das sind keine Visionen, das ist nicht innovativ, dass macht unsere Gesellschaft weder ökologischer noch sozialer. Und aus diesem Blickwinkel wiederum ist das ganze Gehabe um FBA genauso langweilig oder ärgerlich wie DagiBee oder Sami Slimani auf Youtube.

Per Internetrecherche konnte ich leider keinen Eintrag finden, wo der Versuch unternommen wurde, nachhaltige Produkte zu importieren und über das Programm anzubieten. Das ist vielleicht auch gar nicht einmal so einfach. Denn traue ich wirklich einem chinesischen Anbieter der ‚Sustainable Coffee Cups‘ anbietet, welche zwar ein FSC Zertifikat haben sollen, aber an sich wohl dennoch eher wenig nachhaltig sind? Und suchen grün-orientierte Konsumenten ihre Produkte dann wirklich beim Amazon-Riesen, der vielfach in der Kritik steht (Alternativen zu Amazon)?

Ich würde mir wünschen, dass die FBA-Propheten sich auch einmal selbst reflektieren und die Dollar-Zeichen Dollar-Zeichen sein lassen – oder sie zumindest etwas nachhaltiger verdienen.

Was ist FBA und was macht es für einen Sinn?
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