2022 möchte ich mehr teilen und mitgeben, was ich gelernt habe oder über welches neues Wissen sich meine Synapsen freuen durften. Daher gibt es jede Woche an dieser Stelle einen Rückblick.

Die Reihenfolge folgt rein chronologisch, wann ich mir die Punkte aufgeschrieben habe.

Menschen auf Wandel vorbereiten

Dirk Messner als Präsident des Umweltbundesamt sieht in der ZEIT vier Phasen, wie Menschen zum Wandel mitgenommen werden: 1) Sie müssen das Problem wirklich verstehen 2) es muss Angebote der Problemlösung geben 3) Das Angebot muss gerecht wirken 4) Dies ist am ehesten über Teilhabe zu erreichen (Hier zu dem Interview)

Alles Nur Spielerei

Tobias Leisgang hat ein weiteres Padlet erstellt, diesmal zum Thema „Spielen“ im weitesten Sinne: https://padlet.com/tobias_leisgang/AllesNurSpielerei

Bisweilen blödes Böllern?

In Bremen wurde das Böllern zu Silvester verboten. Erste Messungen zeigen, dass dadurch die Feinstabbelastung im Vergleich zum Vorjahr um 96 % gesunken ist. Ein Verbot von privatem Feuerwerk ergibt Sinn (Verschmutzung, Lärm für die Tierwelt), aber wird wohl genauso laut bekämpft werden, wie andere Maßnahmen. Das Böllern als Zeichen der Freiheit… https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/boellerverbot-luftqualitaet-bremen-silvester-100.html

Wipproller

Was zur… Das erste Mal ein Wipproller in der Nachbarschaft gesehen. Wüsste ich nicht genau, dass ich es nicht brauche und es blöd aussehen würde, ich würde so etwas haben wollen. Vereint die Mobilität von Tretrollern, ohne das lästige abstoßen per Fuß oder teurer Elektrifizierung https://tretroller-magazin.de/wipproller/

Fahrtzeit = Arbeitszeit

Auf Twitter habe ich eine kluge „Was wäre wenn?“ Frage gelesen: Was wäre, wenn Fahrtzeit zur Arbeitszeit dazu gerechnet werden würde? Pendler verbrauchen meist viele CO2-Emissionen, würde es dann mehr Anreize geben, wieder näher am Arbeitsort zu leben und auch „nach“ Corona Homeoffice anzubieten? (Quelle leider nicht mehr gefunden)

Die Donut Ökonomie in Buchform

Diese Woche habe ich endlich das Buch zum für mich allgegenwärtigen ökonomischen Donut gelesen, welches mir dankenswerterweise  Meret Nehe geliehen hat. Ich empfehle es und fand die Lektüre auch besser als zum Beispiel das Buch von Maja Göpel (die natürlich trotzdem eine der Gewinnerinnen 2021 ist). Für mich zeigte das Buch in einer ersten nicht allzu kritischen Auseinandersetzung: Für eine nachhaltige Entwicklung muss das Vermögen fairer verteilt werden und vielleicht auch mal über Maximalgrenzen zumindest nachgedacht werden. Außerdem sollte die menschliche Arbeit weniger, dafür der Ressourcenverbrauch und Roboter stärker besteuert werden.

Einige konkrete Learnings aus dem Buch von Kate Raworth (Quelle: Buch kaufen oder leihen):

Große Beschleunigung” (Great Acceleration) bezeichnet ein Modell, in dem zwölf gesellschaftlich-wirtschaftliche (sozio-ökonomische) Megatrends und zwölf ökologischen (Erdsystem-) Megatrends zur Seite gestellt werden.

Der griechische Ausdruck „pan metron ariston“. Gehört zu den Sieben Weisen von Griechenland und wird grob übersetzt als „Maßhalten ist das Beste“. Wer traut sich das erste Tattoo damit?

Der Homo Oeconomicus wird vom „Model of Man“ zum Model for Man“; es beschreibt schon fast, wie man sich verhalten sollte; weswegen auch Ökonomen nach im Buch genannten Studien egoistischer sind als andere Berufsgruppen

Die Verhaltensökonomik hat einen WEIRD-Bias, da die Probanden mein Western, Educated, Industrialised, Rich und Democratic sind.

Die Kuznet-Kurve wird häufig als Vorwand für Wachstum genannt, da man sich Nachhaltigkeit auch erst einmal leisten müsse. Doch der Autor selbst wollte, dass es „should not be used for making unwarranted dogmatic generalisations“ und die Erkenntnisse tatsächlich eher nahe am Raten waren

Es gibt für Raworth 5 Unterstützungswege des Staates für Wissens-Commons:
– Menschlicher Einfallsreichtum durch Social Entrepreneurship lehren
– Öffentliche Forschung muss auch öffentlich verfügbar sein
– Die unternehmerische IP (Intellectual Property) einschränken
– Dritte Orte wie Makerspaces finanzieren
– Zivilgesellschaft stärken als Knotenpunkt des Wissensnetzwerkes

Studien zeigen: Weniger das Aufholen beim Einkommen bringt Umweltschutz, sondern „People Power“!

Im Bereich der Kreislaufwirtschaft gibt es auch eine Open Source Circular Economy (OSCE); ein Beispiel ist die AXIOM Filmkamera https://www.apertus.org/

Auf Asknature.org werden gemeinsam Best Practices gesammelt, was wir von der Natur lernen können (Biomimikry) https://asknature.org/collections/

Wir sollten zumindest agnostisch gegenüber dem Wachstum sein; das bedeutet, so zu wirtschaften, dass wir vom Wachstum unabhängig sind; die Strukturen und Politik sind aktuell auf Wachstum ausgerichtet, daher sollten wir uns darauf vorbereiten, wie es ist ohne Wachstum dazustehen; oder um es mit Peter Victor zu sagen: „Slower by design, not disaster

Ein schönes Beispiel fand ich in den Cree in Manitoba (Kanada): Im 19. Jahrhundert wollten europäische Händler ihnen mehr Zahlen, um mehr Pelz zu erhalten; stattdessen bekamen sie von den Cree weniger Pelz, da das benötigte Geld für Ware für ein ausreichendes Leben nun schneller zusammen kam.

Fünf Wege des Wellbeing sind laut New Economics Foundation: connect, be active, take notice, keep learning, give

Starkes Zitat der Ökonomin Yuan Yang: „Unless the universities accept that what you are doing is economics then it’s not seen as economics“

Hamburg und der Donut

Passend zum Buch habe ich auch gesehen, dass zusammen mit der Doughnut Coalition Hamburg, der Donut in das Hamburger Entwicklungsindikatoren (HEINZ) -Set aufgenommen wurde. https://www.zukunftsrat.de/aktuelles/artikel/der-heinz-2021-ist-da-181

Wie LOHAS mit Instagram?

Die GFK hat mir eine Zielgruppe eingeführt: Green Glamour. Ihr ist „Nachhaltigkeit zwar sehr wichtig, sie will dafür allerdings nicht verzichten. Stattdessen bedeutet Öko eine neue Coolness: Glamour Greens tragen Shirts mit Öko-Statements, posten in sozialen Medien (…)“. Die LOHAS treffen auf eine neue Generation und auf Instagram & Co. – nur wird es für eine starke Nachhaltigkeit reichen? Zu viel Öko-Shirts verbrauchen weiterhin zu viel Ressourcen. Wenn nicht im Kreislauf und suffizient gedacht wird. https://www.horizont.at/marketing/news/konsumententrends-2022-gfk-sieht-nachhaltigkeit-als-top-trend-fuer-das-neue-jahr-86985

Wer ist Bronner?

Der Gründer der Marke Dr. Bronner hieß Heilbronner. Nachdem er in die USA emigriert ist und seine jüdischen Eltern vergast wurden, hat er Heil gestrichen. Doktor war er übrigens nicht. Heute gibt es im Unternehmen die 5-to-1 Regel, sodass der Chef maximal fünf Mal so viel verdienen darf wie der:die Angestellte mit geringstem Vollzeiteinkommen (Quelle: Aktuelles enorm-Magazin)

Reden übers Klima

Hier gibt es ein kostenloses Handbuch, wie wir besser über das Klima reden können: https://klimakommunikation.klimafakten.de/

Transparentes Können

Die Youtuberin Heart of the Keys zeigt in ihren Videos mit unterhaltsamen Challenges, wie man Können sympathisch präsentieren kann. Was kann man hierfür für den eigenen Auftritt mitnehmen? https://www.youtube.com/watch?v=1p-psoC3RWk

Was macht eine Baumwollbörse

Zum Jubiläum gab es einen Bericht, der zeigt: Die Bremer Institut ist immer noch weltweit relevant. War mir so nicht bewusst! https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/jubilaeum-bremer-baumwollboerse-100.html

Zwei Mal Legende

Der Sänger und Gitarrist von den Foo Fighters war tatsächlich auch schon bei Nirvana als Schlagzeuger aktiv?! Kein Musicnerd, aber dieser Fakt hat mich überrascht.

Über die liebe Social Entrepreneurship Definition

Auf Twitter hatte ich über das Unwohlsein geschrieben, SHARE als Social Enterprise zu bezeichnen. Daniel Bartel rief mit ein weiteres Beispiel in Erinnerung, das ich auch schwer einschätzen kann: nebenan.de.

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Ökonomie x Future Histories

Zum Schluss muss ich eine tolle Podcastfolge von Future Histories (Episode 57) erwähnen. Prof. Silja Graupe hat mir dabei einige kluge Gedanken in den Kopf gesetzt:

Den Zusammenhang zwischen Neoliberalismus und der AfD: Bei beiden gäbe es Stereotypen, Sachzwänge, die Unterdrück der Komplexität und ein Nichthinterfragen. Bei den einen von ökonomischen Annahmen wie „dem Markt“, bei den anderen gegenüber Ausländern, faulen Griechen oder die „Flüchtlingswelle“. Daher wundere sie sich nicht, dass die AfD von einigen VWL-Professoren mitgegründet wurden.

Unterschiedliche Freiheiten: Heute wird größtenteils Freiheit als „Freiheit von“ verstanden, also unabhängiger werden, wodurch man aber nach Georg Simmel trotzdem abhängig bleibt, nur von einer anonymen Masse (z.B. der Produzierenden). Mit mehr Commons wäre dieser Prozess zwar anstrengender, aber mit mehr bekannten Akteuren.  Nach Amartya Sen könne aber auch ein Freiheitsverständnis „Freiheit zu“ in einem gesellschaftlichen Diskurs definiert werden

Schumpeters Kreative Zerstörung bedeutet auch viel Planungsunsicherheit bei betroffenen Menschen, sodass man hier auch deuten könnte, dass die Freiheit eingeschränkt wird. Wie wäre es stattdessen mit einer „creative construction“?

Ende

Das war es für diese Woche! War etwas Neues für euch dabei? Mal schauen, was es nächste Woche zum Lernen gibt. Folgt mir gerne auf Twitter und LinkedIn!

Wochenrückblick 01/2022

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